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Verabschiedung von Renate Schwerdtfeger

//Holger Huhn

Renate Verabschiedung 31.03.2019

Ihr Lieben, liebe Renate, lieber Jürgen,

im heutigen Godi wollen wir Renate Schwerdtfeger verabschieden. 

Renate, Du hast seit dem Jahr 2000 zunächst im Ehrenamt und später auch als angestellte Sekretärin im Gemeindebüro viele Jahre lang die Geschicke und Entwicklungen dieser Gemeinde begleitet und umgesetzt. Heute ist offiziell der letzte Tag deiner Anstellung.

Wir wollen auch Jürgen Schwerdtfeger heute verabschieden, der am 24.11. letzten Jahres sein Amt als Mitglied der Gemeindeleitung niedergelegt hat.

Renate, du hast dir ja selbst gewünscht, dass wir das hier nicht allzu groß aufziehen aber genau das macht es so schwer. Denn wenn man einen Überblick geben will über das was du gemacht hast muss ein bisschen weiter ausholen.

Ich würde jetzt am liebesten alles aufzählen was wir hier in den letzten Jahren gemeinsam erlebt, geschaffen und gebaut haben damit wir im gemeinsamen zurückblicken auch noch mal realisieren was passiert wenn man engagiert und leidenschaftlich arbeitet.

Ich fasse mich kurz aber ich will euch diese kleine Reise nicht ersparen.

Ich kam vor etwa 25 Jahren zum ersten Mal in diese Gemeinde. Helmut Kohl war Bundeskanzler.

Der Gottesdienst fand in den Räumen statt in denen heute die Kita ist. Es roch nach Bohnerwachs. 

Im Eingang wo man jetzt durch die Glastür in die Garderobe geht gab es einen Schrank in den einige ihre Mäntel hängen konnten. Ich selber wusste nicht dass der Schrank dafür vorgesehen war.

Da wo jetzt die Toiletten der Kita sind und vorher unser Büchertisch stand hingen Holzfächer an der Wand. Da hatten Gemeindemitglieder und später auch Gäste ein Fach in das man Infos, Zeitungen und Nachrichten aller Art hineinlegen konnte. Vorne stand ein Klavier.

Die Stuhlreihen waren nicht durch Gänge geteilt sondern man kam rein und musste sich eine Reihe aussuchen in die man sich schlängelte und meistens blieb man gleich am Gang sitzen oder man rückte durch bis zum Fenster. Die Scheiben waren gewölbt und getönt damit man von draußen nicht rein sehen konnte.  Eines Tages sollten wir uns in Bienenkörben zum Gebet zusammen setzen und für einen Menschen aus Aserbaidschan beten der bei uns Asyl gesucht hatte. Das Ehepaar mit denen ich beten sollte war auf der Durchreise in den Urlaub und sie haben sich fürchterlich darüber aufgeregt, dass doch hier nicht einfach jeder bleiben und um Asyl bitten könne. 

Für mich waren das schon einige heftige Erfahrungen und Erlebnisse.

Leider war das aber in vielen Freikirchen so. Man war unter sich. Man kannte sich. Man wusste wer zu wem gehört und man sprach dieselbe Sprache und die Anzahl der Menschen, die sich von außen in so eine Kirche verirrten wurde immer kleiner. Eines Tages kam die Idee auf, Gästegottesdienste zu machen. Also haben wir eine Band auf die Beine gestellt (Renate Klavier-ich Gitarre), die wirklich zeitgemäße Musik machen durfte. Sogar mit Verstärker und Technik.

Der Gebetskreis „Hoffnung für Gera“ wurde wiederbelebt und mit musikalischer Unterstützung einmal monatlich sonntags abends durchgeführt.

Beim ersten Gäste-Godi  kam die junge Familie Heimowski mit ihren beiden kleinen Kindern.

Uwe Heimowski bot an, dass er zunächst ehrenamtlich und später mit einem kleinen Stellenumfang unser Pastor sein würde. Vorausgesetzt, wir schaffen eine kleine Stelle für eine Gemeindesekretärin damit wir die Dinge, die wir uns vornehmen auch operativ umsetzen und wahr machen können.

Das war im Jahr 2000. Der Gemeinderat wurde erweitert, jüngere und engagierte Leute kamen dazu und bald wurde eine neue Satzung geschaffen und eine neue GL wurde gewählt.

2001 erlebten wir wie die Zwillingstürme in New York einstürzten, 2002 wird der Euro eingeführt und 2003 mussten wir hinnehmen, dass die neu geschaffene Satzung nicht wirklich geholfen hat, die Gemeinde neu auszurichten und es brauchte eine Neuordnung mit Neuwahlen. Gerhard Schröder war Bundeskanzler.

Aus „Hoffnung für Gera“ wird der 62,12 Gebetskreis: nach Jes. 62,12: du sollst heißen die nicht mehr verlassene Stadt. Eine Verheißung, die dir, lieber Jürgen aufs Herz gelegt wurde. Gera soll die nicht mehr verlassene Stadt sein. Und wir dürfen das mit gestalten.

Es besteht schnell Einigkeit darüber, dass wir als Gemeinde offen und relevant sein wollen, nach außen gerichtet, uns einmischen wollen, Arbeitgeber sein wollen, und ein schönes Haus haben wollen, dass immer geöffnet ist.

Wer Chancen gesucht hat, der hatte ein weites Feld vor sich. Wer sich nach Ruhe und Sicherheit gesehnt hat, hat eher den Aufbruch gefühlt.

Vieles wurde anders und neu und dabei hatte die Gemeinde doch gerade mal ein paar Jahre zuvor noch zu DDR Zeiten dieses wunderschöne Haus gekauft und in mühevoller Eigenleistung modernisiert und umgebaut.

Unser Wunsch war es aber jetzt auch geworden, dass unsere Kinder ihre Kindergottesdienste in schönen Räumen haben sollten und nicht wie bisher in feuchten Kellerräumen.

So fiel 2008 der Startschuss für den Umbau. Angela Merkel war Bundeskanzlerin.

2011 wurde das Café Global eingeweiht, viele Projekte folgten, zwischenzeitlich hatten wir 12 bezahlte Mitarbeiter im Gemeindehaushalt die alle eingewiesen, beschäftigt, teilweise auch beaufsichtigt und abgerechnet werden mussten. 

Letztes Jahr, daran erinnert ihr euch sicher noch, haben wir unsere Kita eröffnet. Mittlerweile sind wir 14 Angestellte, dieses Jahr folgt die 15. Person in Anstellung. Man liest solche Daten schnell von einem Blatt Papier ab. Aber wieviel Arbeit da drin steckt das sieht man meistens nicht auf den ersten Blick.

Wenn wir zurück blicken fragt sich der ein oder andere vielleicht wo ist die Zeit geblieben ist. Und bei diesen Rückblicken wird auch klar, warum man oft Spannungen erlebt. Manchmal treiben wir uns mit unseren Ideen und Anforderungen an, wir bewegen und entwickeln neues, wir bauen etwas auf. Dann fühlen wir uns wie Jäger und Gejagte weil Projekte umgesetzt werden und oft die Zeit drängt. Und dann gibt es wieder eine Zeit in der das Erreichte strukturiert und geordnet werden muss und wir uns nach Ruhe sehnen, nach stille sein, nach durchatmen und innehalten. Wer heute 35 Jahre alt ist und diese letzten Jahre mit uns erlebt hat und gegangen ist hat nur eine einzige Königin von England erlebt, drei Bundeskanzler, drei Päbste, vier James Bond Darsteller, 6 US Präsidenten und 32 HSV Trainer.

Wir stehen in diesem Spannungsfeld. Manches geht schnell, manches braucht Zeit.

Es geht nicht um richtig oder falsch. Und heute schauen wir zurück auf das was geworden ist.

Heute dürfen wir alles was uns vielleicht noch ärgert über Bord werfen. Heute gibt es keine Unzufriedenheit mehr über das was vielleicht nicht so geworden ist. Heute schmunzeln wir mal über das eine oder andere. Heute wollen wir uns freuen.

Wir dürfen diesen Tag feiern in der Gewissheit, dass wir diesen Weg mit Gott gegangen sind, der uns viele gute Werke vorbereitet hat in denen wir gehen und leben durften.

Renate, du hast dieser Gemeinde in allem was du getan hast gedient, Wege zu finden, die erforderlichen Aufgaben und Anforderungen zu erledigen. Ganz besonders möchte ich feststellen, dass du unser Haus gemanagt hast. Du hast Anträge gemacht für Projekte, die gefördert wurden. Du hast die Abrechnungen dazu penibelst genau durchgeführt. Wie viel wir als Gemeinde davon profitiert haben! Du warst dir nie zu schade, auch die Spinnweben in den verborgensten Ecken zu sehen. Ich hab oft gehört, dass man dich „die gute Seele des Hauses“ genannt hat. Du hast ehrenamtlich begonnen aber auch als du angestellt warst war das Zeitkontingent das du geschultert hast nur durch ein stark ehrenamtlich, zusätzliches Engagement darstellbar. 

Liebe Renate, lieber Jürgen, ihr habt uns eure Zeit gegeben. Das größte Geschenk, das man anderen machen kann. Zeit ist nicht reproduzierbar. Wenn sie vergangen ist, ist sie unwiderbringlich. Umso wichtiger und schöner, wenn man beim zurückblicken stolz auf das sein kann, was dabei geworden ist. Ihr werdet beide eine große Lücke hinterlassen und es wird spannend sein wie sich das in der Zukunft neu gestalten wird.

Ich möchte zum Schluss noch einmal betonen, dass wir dich, liebe Renate jetzt wirklich aus deinem Dienst loslassen. Wir wollen dir deine Freiheit geben, dich frei sprechen von der Verantwortung in der Arbeit in der Gemeinde


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aufbruch

//Stefan Taubmann

Siehe, Neues ist geworden. (2 Kor 5,17)

Aufbruch – Endlich Frühling. Die Erde bricht auf. Osterglocken und bald auch Tulpen brechen durch den harten Boden und schenken uns ihre wunderbaren, farbenfrohen Blüten. Nachdem die Zwiebeln ein paar Monate in der Erde geruht haben, bringen sie neues Leben hervor. Was für ein starkes Bild zeigt uns die Schöpfung da Jahr für Jahr. Es ist schon eindrucksvoll, dass sich neues Leben oft erst durch eine harte Kruste die Bahn brechen muss. Die harte Kruste muss erst aufbrechen, damit neues Leben daraus schlüpft, wie das Küken aus dem Ei. 

Abbruch – Wenn ich daran denke, wie wir mit vereinten Kräften im Dachgeschoß seit Anfang des Jahres Decken und Wände abgebrochen haben, Fußböden und Sanitäranlagen entfernt haben, dann muss ich selbst staunen. Wir haben das alles auf uns genommen, weil wir die Vision hatten, dass danach etwas Schönes und Modernes entstehen wird. Altes herausbrechen, damit Neues entstehen kann.

Umbruch – Es gibt Zeiten, in denen langjährige Mitarbeiter ein Amt niederlegen, um selbst wieder neue Wege zu gehen. Dann braucht es andere, mutige Menschen, die an dieser Stelle neu einsteigen und mit ihrer Handschrift einen Grundstein für kommende Jahre legen. Diese Veränderungen gehören zum Leben dazu, auch wenn uns diese Umbrüche einiges abverlangen. Doch die Zeit bleibt weder stehen noch lässt sie sich zurückholen. Es ist der Lebensfluss, der uns weitergehen lässt. Und das ist gut so. Deshalb sind Umbrüche wichtige und empfindliche Zeiten. Besonders spüren wir dies gerade im Gemeindebüro, das Renate Schwerdtfeger über viele Jahre geprägt hat. Mit viel Dankbarkeit blicken wir zurück auf diesen besonderen langen Weg. Und nun sind wir dankbar, dass wir mit Annette Oesterhaus eine neue Ergänzung im Team haben, die mit uns den nächsten Streckenabschnitt gestalten wird. Dank für das Vorherige, und Mut für das Neue.

Aufbruch – Das bedeutet gleichzeitig auch, sich weiter auf den Weg zu machen. In den Geschichten Gottes mit den Menschen gibt es immer wieder diesen Ruf zum Aufbruch. Das heißt auch, dass wir die Menschen um uns herum mitnehmen. Dafür haben wir Anfang Februar ein tolles Gemeindeseminar Open Space erlebt, in dem mancherlei Aufbrüche konkret wurden. Ideen wurden zusammengetragen, wie neue Hauskreise entstehen können, wie wir Gemeinde in Beziehungen stärken können, wie wir weiter als G26 in Gera relevant sein wollen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dabei merken wir auch, dass alle, die sich in irgendeiner Form engagieren, dazugehören und wertvoll sind. Gemeinde lebt vom Ehrenamt und den vielen Köpfen und Händen. Auch unsere Kita Schatzkiste wäre nichts ohne das wunderbare, wachsende Team. Ebenso wäre unser Haus der Begegnung nicht in diesem Sinne möglich, wenn wir nicht ein fleißiges Hausteam hätten, das immer wieder neuen Zuwachs bekommt. Alle zusammen möchte ich einladen aufzubrechen, Neues zu wagen, das Bestehende treu weiter zu entwickeln, und offen zu bleiben für neue Beziehungen und Wege. Dazu passt auch unser neues Gemeinde-Kennenlern-Seminar, zu dem Micha Steppan und ich herzlich einladen möchten.

Aufbruch – Das hat auch immer etwas mit dem offenen Grab an Ostern zu tun. Jesus wurde nach furchtbarem Leiden noch ans Kreuz geschlagen und anschließend ins Grab gelegt. Doch er ist auferstanden. Der Tod konnte ihn nicht halten. Jesus ist das Leben und schenkt auch uns neues Leben mit ihm. Ich möchte euch einladen, Ostern zu feiern als wunderbares Bild für den Aufbruch.

Gottes Segen.

Euer Stefan Taubmann