BEFG Bundesratstagung 2019, Kassel

Bundeskonferenz 2019 in Kassel

Stefan Taubmann

Wieder einmal war es soweit. Ende Mai fand in Kassel die jährliche Bundesratstagung unseres Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) statt. Das ist vergleichbar mit einer Jahresmitgliederversammlung, bei der alle Gemeinden durch Delegierte vertreten sind, die zu Fragen diskutieren und abstimmen, Entscheidungen treffen und sich austauschen. Vorbereitet und organisiert wird das alles durch die Bundesgeschäftsführung sowie das ehrenamtliche Präsidium. Darüber hinaus bietet die Bundeskonferenz viel geistlichen Input, angefangen beim Gottesdienst an Himmelfahrt, über Bibelarbeiten und Workshops. Es gibt viele Stände, Konzerte, Talkrunden und natürlich viele Möglichkeiten zum Austausch und für Begegnungen.

In diesem Jahr waren wir wieder mit zwei Vertretern aus Gera dabei: unser Gemeindeleiter Holger Huhn als Mitglied des Präsidiums und ich als Delegierter unserer Gemeinde. Ab dem nächsten Jahr tritt eine Neuerung in Kraft. Gemeinden in unserer Größe konnten bisher nur einen Delegierten schicken. Damit ist es schwieriger, junge Leute mit in die Verantwortung zu nehmen. Künftig kann jede Gemeinde zusätzlich einen weiteren Delegierten unter 35 Jahre senden. Damit können erfahrene und jüngere Vertreter gemeinsam teilnehmen, und das voll stimmberechtigt.

Über diese Entscheidung habe ich mich diesmal am meisten gefreut. Denn wir brauchen als Gemeinden echte Teilhabe. Die jüngere Generation soll nicht mehr nur einen Beobachterstatus haben. Wenn wir einen Generationenwechsel schaffen, bei dem sich unsere Leitungsstrukturen verjüngen und wir gleichzeitig respektvoll miteinander umgehen und voneinander lernen, dann werden wir uns als Gemeinden weiterentwickeln. Davon bin ich überzeugt. 

Inspiriert leben, dass Christus Gestalt gewinnt. Dieses Motto passt persönlich, aber eben auch auf unsere Gemeinden als Ganzes. Ich wünsche mir, dass auch in unserer Gemeinde Jesus sichtbar wird, in seiner Liebe, in seiner Geduld im Umgang miteinander und mit seiner Strahlkraft in unser Umfeld hinein. Solche Bundeskonferenzen machen Mut und schaffen Vision, dass Gott tatsächlich mit uns zusammen seine Gemeinde baut.


Fotos: David Vogt

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Nebenrolle

Bin ich für dich wichtig?

Micha Steppan

Diese Frage ist wohl eine von unseren – wenn nicht sogar DIE wichtigste Frage, die wir in uns tragen. Diese Frage richten wir an jede Person, der wir begegnen, oder die wir kennen.

Bei der einen Gruppe Menschen, scheint es uns egal zu sein, was diese wohl antworten würden. Ein Arbeitskollege, mit dem man eigentlich nur konstruktiv und sachlich zusammenarbeiten will. Die Menschen in der Schlange an der Kasse im Rewe, die man nur als Zeitfresser sieht und man selbst wahrscheinlich genauso wahrgenommen wird.

Manchmal sind es aber auch Personen in unserem ganz nahen Umfeld, für die man manchmal am liebsten Luft wäre. Dann wünschen wir uns sogar, dass wir, wenn auch nur für eine bestimmt Zeit NICHT WICHTIG sind.
Wem man nicht wichtig ist, der will auch nichts von mir. Das bedeutet, keine Verpflichtungen, keine Erwartungen, kein Stress… eine Nebenrolle. Oder sogar eine Statistenrolle.

Und doch, wenn ich mir aber bewusst werde, bei wem es mir eigentlich nicht egal ist, kommen mir eine Vielzahl an Personen in den Sinn. Meine Frau, auf deren „Ich liebe dich“ ich emotional angewiesen bin. Meine Freunde, von denen ich spüren muss, dass ich ihnen wichtig bin und sie sich Zeit für mich nehmen. Meine Familie, bei denen ich immer meinen Platz haben werde bzw. will. Die Leute aus der G26, denen ich wöchentlich (und einigen noch öfters) begegne und mit ihnen ein Stück meines Lebens teile und erlebe, dass ich angenommen bin. 

Unser Selbstbewusstsein ernährt sich von den Wertschätzungen von den Leuten, bei denen es uns nicht egal ist, ob wir für sie wichtig sind. Diesen Personen geben wir eine Hauptrolle, eine Rolle, die in unser Leben sprechen darf. Ob positiv, ermutigend oder auch kritisch, hinterfragend.

Diese Beobachtungen sind nicht neu. Schon zu Zeiten der Bibel waren die Menschen aufeinander angewiesen. Nicht zufällig formt Gott sein Volk als eine Gemeinschaft, beruft Jesus seine Jünger zu einer Gruppe oder gründet Paulus Gemeinden, in denen Menschen sich nahe und einander wichtig sind. Der Mensch braucht andere um sich herum, um sich zu reiben, zu ermutigen und wertzuschätzen.

Gott selbst gibt uns Zusprüche, wie im Pslam 139:

„Wie kostbar sind deine Gedanken über mich, Gott! Es sind unendlich viele.“

 Wir spielen für Gott keine Nebenrolle!
Gott schreibt nicht unbedingt mit den großen Mackern die Weltgeschichte. Die Großen Namen der Bibel wirken nur für uns heute so groß. Ein David war zuerst der jüngste Sohn einer unwichtigen Familie, Petrus war nur ein Fischerjunge und Maria nur irgendein Teenager aus Israel. Für Gott waren sie nie Nebenrollen. Für uns mittlerweile auch nicht.
Doch oft fühlen wir uns daneben unbedeutend. 

Da ist Gemeinde so genialer Ort. Mir reicht es eben meistens nicht, dass ich kognitiv weiß, dass ich Gott wichtig bin. Auch, wenn ich das ab und zu sogar in Gebeten, Texten, Liedern, etc. spüre. Dass ich Gott wichtig bin und er mich gebrauchen kann, lerne ich in der Begegnung mit anderen.


Der berühmte Vers „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40) gilt auch in die andere Richtung.
Gott lebt in uns und somit wird seine Liebe weitergegeben, wenn wir uns begegnen. 

Ich wünsch mir, dass wir eine Gemeinde sind, in der wir uns gegenseitig wahrnehmen. Dass wir uns sehen und dadurch wertschätzen. 

Wem könntest du mal wieder ein einfaches Kompliment geben?
Wem könntest du mal einfach „Danke“ sagen?
Mit wem könntest du nach dem Gottesdienst mal einen gemeinsamen Kaffee trinken und fragen, wie es ihm/ihr geht? 
Für wen kannst du einfach mal beten?

Euer Micha Steppan